Was ist eigentlich Waldbaden?
- Karin Schmidt
- 10. Mai 2018
- 1 Min. Lesezeit
Warum tut ein Waldspaziergang eigentlich so gut? Ist es wirklich nur die frische Luft? Viele Wissenschaftler haben sich dieser Frage angenommen – insbesondere in Japan. Von dort kommt die Tradition des „Waldbadens“ – und die Erkenntnisse sind faszinierend. [endif]

Was Waldbaden konkret bedeutet, erklärt der Umwelt-Immunologe Dr. Qing Li, Präsident der Japanischen Gesellschaft für Wald-Medizin und einer der obersten „Waldbade-Meister“ Japans: „Während des Waldbadens ist es nicht wichtig, sich körperlich zu verausgaben, man sollte den Wald mit allen Sinnen ‚aufsaugen’: dem Murmeln eines Baches lauschen, dem Vogelgesang, die intensive grüne Farbe wahrnehmen, den Duft des Waldes einatmen, etwas aus dem Wald essen und die Bäume berühren." [if !supportLineBreakNewLine] [endif]Eine Vielzahl an Studien erklärt inzwischen, warum wir uns im Wald so wohl fühlen: Sie belegen, dass sich das Stresshormon Cortisol im Wald verringert und dass diese Reduzierung über Tage anhält. Auch werden Blutzuckerspiegel und Blutdruck gesenkt. Und dafür ist noch nicht einmal Bewegung notwendig: Waldluft wirkt auch, wenn man sitzt.
Dieses Entschleunigen spürt förmlich, wer, an eine der uralten Arven gelehnt, im Naturschutzgebiet Aletschwald sitzt, durch die rundlich geformte Krone in den blauen Himmel blinzelt und tief und ruhig ein- und ausatmet. Die Entspannungspädagogin Annette Bernjus hat im vergangenen Sommer erstmals das geführte Waldbaden im Aletschwald begleitet – ein ganz besonderer Ort dafür, so betont sie: in einem Arvenwald, noch dazu einem so alten, inmitten einer autofreien Bergregion mit gewaltiger Weitsicht auf über 40 Viertausender und den ewig weiten Gletscherstrom. Der gestresste Tunnelblick weitet sich unversehens, der Atem wird tiefer und gleichmässig, die heilende Wirkung offensichtlich.
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